Umbau in der Automobilindustrie
VW wies 2022 und 2023 Rekordergebnisse aus, kaum ein Jahr später herrscht Krisenstimmung – die Rede ist von Betriebsschliessungen und Entlassungen. Den anderen europäischen Herstellern geht es nicht viel besser, auch hier stehen Kapazitätsanpassungen und Umstrukturierungen an. Das hat viel mit dem angestrebten Umstieg auf die Elektromobilität zu tun, der 2024 ins Stocken geraten ist. Weltweit sind die EV-Verkäufe im H1 2024 um 22% gestiegen, aber in Europa stagniert der Markt. Fiat z.B. musste die Produktion des 500e um 60% zurückfahren (DW.com).
Angeschlagene Wettbewerbsfähigkeit
Die Schuld für die Krise wird allenthalben einer schlechten Politik zugeschrieben: Zu wenig Förderung, zu viel Förderung, anstehendes Verbot von Verbrennungsmotoren, Kaufprämien, CO2-Limiten, Importzölle, chinesische Subventionen usw. Falsch ist diese Wahrnehmung in unseren Augen nicht.
Als Hauptursache der Krise orten wir jedoch die erodierende Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Automobilhersteller, unabhängig von der Antriebsart. Asiatische Wettbewerber sind technologisch ebenbürtig geworden, wenn man den (europäischen!) Testberichten glaubt. In Bezug auf Effizienz in der Produktion sind sie sowieso im Vorteil: Bei VW wird grundsätzlich (nur) 35 Stunden pro Woche gearbeitet, dafür geniessen die Mitarbeiter 6 Wochen Urlaub und sind durchschnittlich mehr als 5 Wochen krank. Da kann man nachvollziehen, dass bspw. Toyota pro Mitarbeiter doppelt so viele Autos produziert wie VW.
Unattraktive OEMs, warten auf Einstiegschancen
Der Transportsektor ist für rund einen Drittel des globalen Energieverbrauchs verantwortlich und deshalb ein wichtiges Fondsthema. Dennoch halten wir unser Engagement im Automobilsektor seit Jahren unter der Zielgrösse (momentan ca. 12%). Automobilhersteller (OEMs) und Zulieferer wie Continental sind aufgrund der hohen Kapitalintensität uninteressant. Wir suchen unsere Chancen v.a. in der Elektrifizierung von Strassen- und Nutzfahrzeugen (Lem, Infineon, Melexis, X-Fab, Sandvik). Der elektrische Antrieb spielt dabei eine wichtige Rolle, zusätzlich erhöhen neue Sicherheits- und Komfortkomponenten den Bedarf an Silizium. Mit Zukäufen warten wir jedoch noch zu.
Rolf Helbling / Andres Gujan, 5. November 2024