So lautete der Titel einer Diskussionssendung im Fernsehen SRF. Die Antwort hängt stark vom Standpunkt ab. Der Ausbau der Kernkraft verlangsamte sich nach der Katastrophe von Tschernobyl (1986) und kam nach Fukushima (2011) praktisch zum Erliegen, mit Asien (China, Indien) als Ausnahme. Seit sich Europa von russischem Gas losgesagt hat und mit der Reduktion von CO2-Emissionen ernst machen will, geniesst die Kernenergie auch in Europa wieder mehr Unterstützung.
Die grössten Verfechter der Kernkraft kommen aus der IT-Industrie: Für Jensen Huang, CEO von Nvidia, ist Atomstrom quasi die natürliche Energiequelle zum Betrieb der stromfressenden Rechenzentren und Microsoft hat bereits einen langfristigen Bezugsvertrag mit dem havarierten Three-Mile-Island-AKW abgeschlossen.
Einige Schlüsselaspekte
Neben der hohen Zuverlässigkeit und der Klimaneutralität führen die Apologeten der Kernkraft v.a. die höhere Sicherheit und der geringere radioaktive Abfall der neuen Reaktordesigns ins Feld. Zudem verringern AKWs die Abhängigkeit von problematischen Exporteuren fossiler Rohstoffe. Im Wesentlichen aber werden von Befürwortern und Gegnern seit Jahrzehnten dieselben Argumente vorgetragen. Die öffentliche Meinung bleibt gespalten und ist von Land zu Land verschieden.
Die Technik entwickelt sich tatsächlich. Erste SMR – Small Modular Reactors – werden aber kaum vor 2030 in Betrieb gehen. Eine grosse Herausforderung bleibt weiterhin die Wirtschaftlichkeit von Neubauprojekten, wie die neuen Werke in UK und Finnland gezeigt haben. Während bei Solar- und Windprojekte die staatliche Unterstützung rückläufig ist, ist dies bei neuen Atomkraftwerken aktuell (noch?) nicht der Fall.
Bedeutung für Carnot Capital
Die Zukunft der Nukleartechnik bleibt aufgrund hoher Kosten und Sicherheitsbedenken vage, wir verzichten deshallb auf ein direktes Engagement. Zudem wird die Nachhaltigkeit kontrovers beurteilt. Über die letzten 20 Jahre ist die Produktion von Atomstrom global in etwa stabil geblieben. Aufgrund des hohen Wachstums der erneuerbaren und fossilen Stromproduktion hat sich der Anteil auf etwa 10% halbiert. Wertmässig wird aktuell etwa zehnmal in erneuerbare Energien investiert. Wir suchen unsere Anlagechancen darum eher im Management von Stromnetzen, wo die Anforderungen stark gesteigen sind. Schneider Electric, ABB oder auch BKW gehören in diese Kategorie.
Schon gewusst?
1882 wurde das erste britische Kohlekraftwerk von Thomas Edison angefahren, Ende September ging das letzte ausser Betrieb.
Lieber Matthias, was hat dich persönlich motiviert, Teil von Carnot Capital zu werden – und was begeistert dich an unserem Fokus auf Energie- und Ressourceneffizienz?
Ich kenne Carnot Capital seit vielen Jahren – von 2013 bis 2015 war ich bereits Teil des Teams. Der Kontakt ist nie abgerissen, und seit 2021 bin ich auch privat als Investor im «Carnot Efficient Energy» Fonds engagiert.
Mich überzeugt der klare Leitsatz von Carnot Capital: Technologien müssen sowohl ökonomisch als auch ökologisch sinnvoll sein. Dieses Zusammenspiel ist für mich zentral. Gleichzeitig motiviert mich das Ziel, den Markt zu übertreffen und dabei einen messbaren positiven Impact zu erzielen.
Welche Erfahrungen aus deiner bisherigen Laufbahn bringst du ein, die für unsere Portfolios besonders wertvoll sind?
Mein Investmentuniversum hat sich in den letzten Jahren mit dem von Carnot Capital überschnitten – wir standen regelmässig im Austausch über Unternehmen und Markttrends. Mein fundiertes Verständnis für Industrie- und Technologiefirmen ist ein klarer Mehrwert für unser Anlagespektrum. Dazu kommt meine Stärke, neue Technologien analytisch zu durchdringen und ihre Marktpotenziale realistisch einzuschätzen – eine essenzielle Fähigkeit in einem Umfeld, das auf Effizienz fokussiert ist.
Gab es einen Schlüsselmoment, der dein Interesse an nachhaltigen Investments besonders geprägt hat?
Meine Reisen in verschiedenste Regionen der Welt haben mir vor Augen geführt, wie unterschiedlich der Umgang mit Ressourcen ist. In der Schweiz sind wir in Sachen Energieeffizienz bereits gut aufgestellt – global sieht das oft anders aus.
Damit Nachhaltigkeit weltweit Wirkung entfalten kann, müssen Lösungen finanzierbar und skalierbar sein. Zu teure Technologien oder rein theoretische Ansätze helfen nicht weiter. Dieser pragmatische Zugang passt sehr gut zur Philosophie von Carnot Capital.
Wo siehst du in den kommenden Jahren die grössten Chancen für Carnot Capital – sowohl auf Portfolio- als auch auf Unternehmensebene?
Carnot Capital verfügt über treue Kunden und eine starke Positionierung im Markt für Impact-Investments. Die langjährige Spezialisierung auf Energie- und Ressourceneffizienz ist ein Wettbewerbsvorteil, um frühzeitig neue Trends zu erkennen.
Viele Unternehmen unseres Universums haben in den letzten Jahren herausfordernde Phasen erlebt. Doch aktuell sehe ich in mehreren Sektoren eine Trendwende. Diese Phase der Neuorientierung ist eine Chance, gezielt in Unternehmen zu investieren, die vor einem nachhaltigen Wachstumsschub stehen – und so Mehrrenditen für unsere Anleger zu generieren.
Wie siehst du die Rolle börsennotierter Unternehmen in der Transformation hin zu einer energie- und ressourceneffizienten Wirtschaft?
Wir befinden uns an einem Wendepunkt: Die Zeit der Absichtserklärungen ist vorbei – die Realität holt uns ein. Mangellagen, Extremwetter, Schadstoffe in Lebensmitteln – all das zeigt, wie dringlich der Wandel ist.
Börsennotierte Unternehmen spielen eine zentrale Rolle: Mit ihrer Innovationskraft und finanziellen Stärke können sie Lösungen skalieren und echte Wirkung erzielen. Für viele bietet diese Transformation nicht nur eine Verantwortung, sondern auch eine enorme Wachstumschance.
Welche Werte sind dir in der Führung und Zusammenarbeit besonders wichtig – und wie möchtest du diese bei Carnot Capital einbringen?
In einem kleinen Team wie bei Carnot Capital sind unternehmerisches Denken und pragmatisches Handeln entscheidend. Für mich ist ein gemeinsames Ziel der zentrale Anker. Ich lege grossen Wert darauf, Ideen offen zu diskutieren – auf allen Ebenen. Wenn sich alle aktiv einbringen können, bleibt das Unternehmen dynamisch und entwickelt sich kontinuierlich weiter. Genau dieses gemeinsame Vorwärtsgehen möchte ich bei Carnot Capital mitgestalten.
Herzlichen Dank lieber Matthias – Wir freuen uns auf eine nachhaltige Zukunft mit dir.